Die klassische Heizperiode für den Kamin ist Anfang Herbst bis Mitte Frühling. Grundsätzlich darf man einen Kamin aber das ganze Jahr über betreiben. Es ist sogar sinnvoll, das Feuer auch in den wärmeren Monaten hin und wieder zu entfachen, um der Feuchtigkeit im Schornstein vorzubeugen. Problem: Das Kaminfeuer zündet bei warmen Temperaturen viel schwerfälliger als bei Kälte. Und auch bei Sommerregen stagniert das Feuer. Woran liegt das? Das Stichwort heißt: Schornsteinzug.
Kaminfeuer bei warmen Temperaturen
Der Schornsteinzug basiert auf dem physikalischen Prinzip des thermischen Auftriebs, bei dem warme Luft aufgrund geringerer Dichte und geringeren Drucks nach oben steigt. Mit anderen Worten: Die warme Luft ist leichter als die kalte, sie setzt sich gegen die kalte Luft im Schornstein durch und steigt nach oben. Je größer der Temperaturunterschied zwischen dem heißen Rauch im Schornstein und der kälteren Außenluft, desto effektiver ist der Schornsteinzug. Verringert sich die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen, so wird auch der Zug schwächer. Ab ca. 15 °C aufwärts wird der Temperaturunterschied so gering, dass der Schornsteinzug stark beeinträchtigt und das Beheizen des Kamins erschwert wird.
Was kann man tun, um den Kamin in den warmen Monaten dennoch anzuheizen? Die Zauberformel lautet: Mache es schnell und heiß. Beim Anfeuern sollten möglichst schnell möglichst hohe Temperaturen im Schornstein erreicht werden. Dazu nimmt man gutes, trockenes Holz, legt ein paar etwa Unterarm-dicke Holzscheite auf den Boden des Brennraums und kleinteiliges, dünnes Holz darauf. Der Anzünder kommt zwischen die obersten Holzscheite. Das Feuer wird „von oben nach unten“ angezündet, es brennt also zuerst der Anzünder, dann das dünne und erst zum Schluss das dicke Holz.
Wichtig dabei ist auch reichlich Sauerstoffzufuhr. Die Luftregler werden zu Beginn maximal geöffnet. Die Ofentür wird nach dem Anheizen nur angelehnt und später erst richtig geschlossen, wenn das Holz die Flamme übernommen hat.
Draußen Regen, drinnen Kaminknistern
Auch bei Sommerregen kann es unerwartet schwierig werden, den Kamin anzufachen. Feuchte Luft, wie bei Regen oder bei Nebel, ist schwer. Sie erzeugt Widerstand im Schornstein und stört den Auftrieb, der Rauch kann nur mühsam entweichen.
Auch bei Feuchtigkeit hilft das richtige Vorgehen beim Anfeuern. Etwas dickere Holzscheite kommen nach unten, das dünne Holz und der Anzünder nach oben. Der Kamin wird von oben angefeuert, bei genügend Sauerstoffzufuhr.
Vor dem Anheizen hilft ein kurzlebiges Lockfeuer. Dabei wird ein großes Stück Papier zusammengerollt, am äußeren Ende angezündet und mit dem brennenden Ende weit in den Schornstein hinein gehalten. Die schwere feuchte Luft wird aus dem Schornstein verdrängt.
Diese Vorgehensweise hilft im Übrigen auch bei den heute häufig verwendeten Edelstahl-Schornsteinen. Diese haben auch im Winter schon mal Startschwierigkeiten, und zwar wegen der übernommenen Kälte. Die Kälte bekommt man mit einem so genannten Fidibus sehr gut aus dem Schornstein gedrückt.
Was tun, wenn es stürmt?
Sturm ist ebenfalls ein Problem für den Schornsteinzug. Der Wind drückt wie ein Deckel auf den Schornstein, der Rauch kann nicht entweichen. Der Kamin brennt nicht richtig, sondern qualmt vor sich hin.
Ein guter Trick in solchen Situationen: Öffnet beim Anheizen des Kamins ein Fenster auf der Sturmseite des Raums. Der Wind drängt von außen hinein, im Raum entsteht Überdruck. Dieser Überdruck im Raum unterstützt den Schornsteinzug. Der Rauch kann leichter entweichen und das Feuer im Kamin beginnt zu brennen.
Bei anhaltenden Problemen mit Wind kann es sinnvoll sein, den Schornstein entsprechend aufzurüsten. Spezielle Aufsätze wirken Beeinträchtigungen durch Wind entgegen.