Ein genussvoller Wintertag

Markus, 57, Januar 2020

Der Winter. In meiner Idealvorstellung eine verzauberte Zeit, die Landschaft versteckt unter großen, weichen Schneebergen, die Fensterscheiben verziert von Raureif. Klirrende Kälte, Frost, Eiszapfen. Und eine kristallklare Luft, durchdrungen von Rauchkringeln über den Schornsteinen.

 

Landleben im Winter 

Ich lebe im Bergischen, auf dem Land. Die verschiedenen Jahreszeiten erlebt man hier besonders intensiv. Sie betreten die Bühne der Natur mit einer überwältigenden Prägnanz, jede hat ihren großen Auftritt. Ich erlebe hier häufig wunderschöne, verschneite Wintertage.

Aber natürlich ist der Winter nicht immer weiß. Häufig vergehen Wochen und Monate ohne Schnee. Es ist kalt, nass und grau. Die ländlichen Hügel und Täler liegen vernebelt unter einem milchigen Himmel.

Wärme gegen Winterblues

An solchen Tagen packt mich der Winterblues. Der Blick schweift über die graue Landschaft, sucht nach Inspiration, doch findet Melancholie. Ich werde nostalgisch, schwere Gedanken kreisen in meinem Kopf. Mein Herz sehnt sich nach Aufmunterung und Wärme. 

Ich lege Holzscheite nach und ein hauchfeines Knistern erfüllt erst leise und dann immer deutlicher wahrnehmbar die stillen, winterlichen Räume meines Zuhause. Das Knistern, begleitet von wogender Wärme, schwebt durch die Zimmer, erfüllt die Räume, schleicht hinauf durch den Schornstein. Es belebt die Sinne und erhellt die Gedanken.

 

Flammentanz gegen Melancholie 

Und im Zentrum dieses Knisterns und dieser Wärme tanzen orangerote Flammen hinter schimmerndem Kaminglas. Sie erinnern an rote Lilien, an auferstehende Phönixe, an sinnliche Flamenco-Tänzerinnen. Sie schwingen und kreisen und schlängeln sich, bilden surrealistische Muster, virtuose Figuren und fantasievolle Wellen.

Die Melancholie verschwindet, sobald ein Licht im Herzen aufflammt. Und dieses Licht ist bei mir untrennbar verbunden mit dem Winter. Ob an wunderschön verschneiten oder an sehnsuchtsvoll grauen Tagen – das Licht findet immer einen Weg in mein Herz. Ich brauche dazu nur dieses feuerrote Schauspiel, begleitet von hypnotischem Knistern und urgemütlicher Wärme. Und schon wird aus einem melancholischen Tag ein Tag voller stiller Freude. Ein genussvoller Wintertag.