Das Kaminzimmer. Urgemütlichkeit, Romantik und Erinnerungen verbinden sich mit diesem Ort. Einkehr. Ruhe. Ankommen. Beisammensein. Zweisamkeit. Und Familiengeschichten. Ganz viele Familiengeschichten.
Das Haus der Großeltern
Der große Kamin im Haus meiner Großeltern spielte schon immer eine gewisse Schlüsselrolle im Rahmen wichtiger Ereignisse und Wendepunkte im Leben unserer Familienmitglieder. Das Haus gehört uns seit Generationen. Das Kaminzimmer ist ein Treffpunkt und Begegnungsort von Familienmitgliedern, deren Freunden, Kollegen und anderen wichtigen Menschen.
Dort wurden, im knisternden Schein des Feuers, Gespräche geführt, Probleme gelöst, Freundschaften geschlossen. Dort wurden Geheimnisse offenbart, Missverständnisse geklärt, Ideen ausgetauscht. Dort wurde geträumt, gealbert und gezankt.
Dort feierte man im kleinen und im großen Kreis, dort wurden Schulfreunde, Kommilitonen und Geschäftspartner einander vorgestellt, dort wurden neue Menschen in den Kreis der Familie eingeführt. Dort entstanden Schwärmereien, Liebschaften und Bande für‘s Leben. Und auch die eine oder andere Animosität, die eine oder andere Intrige und die eine oder andere verbotene Romanze nahm dort im Kaminschein ihren Lauf...
Familiengeschichten
Dort, im weichen Licht der Flammen, machte mein Opa meiner Oma den Heiratsantrag. Dort, bei rauschendem Kaminknistern, erlebte meine Mutter ihren ersten heimlichen Kuss. Dort, in der Wärme des Holzfeuers, stellte sie Jahre später meinen Vater Oma und Opa als den Mann ihres Lebens vor.
Dort verführte meine Tante den besten Freund meines Onkels. Er war ein ziemlicher Weiberheld und meine Tante hatte es faustdick hinter den Ohren. Die Geschichte endete im Desaster…
Dort trauerte mein Onkel um seine junge Liebe. Sie hatte vor der Wahl gestanden zwischen der Liebe und der Kunst. Und sie entschied sich für die Kunst – die Liebe zur Kunst war größer als die zu meinem Onkel.
Dort vertrugen sich mein Opa und sein Bruder nach einem jahrzehntelangen Streit. Dort gab meine Tante meinem Vater den entscheidenden Tipp für seine Karriere. Dort schloss mein Onkel den Deal seines Lebens.
Hier und jetzt
Dort, im Kaminzimmer, weinte ich um meine erste verflossene Jugendliebe. Ich war 15, das ist also schon ganze acht Jahre her!
Dort feierte ich mein Einser-Abi und die Aufnahme an meiner Traum-Uni.
Dort kehrte ich nach einer mehrmonatigen Weltreise voller tiefer Eindrücke und den Kopf voller Projektideen heim – und fühlte mich wieder zu Hause.
Dort lernte ich meine heutige Freundin kennen. Meine Oma hatte sie mir vorgestellt. Aber das ist eine lange Geschichte…
